Interview: In God We Trust

(c) In God We Trust
Ein provozierender Name, lauter, harter Rock mit Einflüssen aus der Popmusik - das sind In God We Trust aus Münster. Im Juni haben wir zum 21/06/2013 die weit nach Stollberg im Erzgebirge gereiste Band interviewt und Timo, Ansgar, Julius, Timmy und Jonas standen uns Rede und Antwort.


CDs:
no land in sight (EP, 2011)



Wie habt ihr euch als In God We Trust zusammengefunden, und wer hatte die Idee für den Bandnamen?
Ansgar: Naja, wir sind alle zusammen zur Schule gegangen und haben zusammen Abitur gemacht, kennen uns also schon über Jahre.
Timo: Zum Bandnamen vielleicht noch so viel, wir haben vor etwa fünf Jahren angefangen, da war Ansgar noch nicht dabei und wir noch in einer anderen Komposition. Wir haben da auch mit einer anderen Musikrichtung angefangen. Das hat sich erst langsam so entwickelt, damals hießen wir auch anders. Dann gab es diesen Namenswechsel.
Zu dieser Zeit waren wir viel in unserer Gemeinde unterwegs und hatten da auch ein Bedürfnis danach, dies in unserer Musik auszudrücken und vielleicht auch ein wenig zu polarisieren.
Es sollte in gewisser Weise auch eine Provokation darstellen, da es ja schon ein sehr direkter Name ist.
Wann war das genau?
Julius: 2010.

Gibt es bei euch eine klare Aufgabenverteilung? So, dass einer die Songs schreibt, ein anderer das Artwork übernimmt...
Timmy: Eigentlich eher nicht. Was das Songs schreiben betrifft, da hat jeder mal eine Idee. Die wird dann notiert und vorgestellt. Wir schicken das dann per Internet rum, dass sich das jeder angucken kann. Dann wird diskutiert: Ja - Nein. Wenn ja, dann wird drüber gesprochen, wie man das Grundgerüst weiter verbessern kann, und so fügt sich das alles zusammen. Dadurch reift das Lied immer mehr und mehr. So trägt jeder etwas zum fertigen Song bei.
Das Artwork und solche Sachen lagern wir eher auf andere Leute aus, die vielleicht ein bisschen mehr Ahnung davon haben. Eine feste Einteilung gibt es so unter uns nicht.
Jonas: Ja, wir schreiben alle Texte und die Gitarrenriffs kommen so auch dazu.

Ihr nehmt zur Zeit ein Album auf. Was erwartet uns darauf?
Timo: Auf jeden Fall 10 Lieder, das ist auf jeden Fall der Rahmen.
Timmy: Vielleicht auch mehr.
Timo: Ja, aber zehn Lieder sind erstmal angestrebt. Wir haben auch heute einiges davon gespielt, es wird eine Mischung aus Hardcore und Pop. Wir legen da auch viel Wert auf melodische Gesangsparts, trotzdem aber auch viele Breakdowns, wir wollen das Ganze sehr abwechslungsreich gestalten. Wir sind damit noch sehr am Anfang, haben vier Lieder drin und sind auch noch am Schreiben. Acht oder sechs Lieder haben wir da schon komplett fertig geschrieben, der Prozess geht aber weiter. So richtig können wir das auch noch nicht definieren.
Jonas: Insgesamt sind die Lieder viel reifer geworden. Die Aufnahme klingt strukturierter und in sich ruhiger und abgeschlossener. Wir haben viel Wert darauf gelegt, ein vernünftiges Album aufzunehmen. Wer unsere alten Aufnahmen kennt, empfindet uns wahrscheinlich als eher brutale Metalcore Band. Wir haben schon oft gehört, dass wir als Metalcore Band eingestuft werden, da sehen wir uns aber eigentlich nicht. Auf dem neuen Album distanzieren wir uns davon wohl noch ein bisschen mehr und haben da eher sehr harte Popmusik geschrieben, die uns so am Nächsten liegt.

Woher nehmt ihr die Ideen für eure neuen Songs?
Timo: Was den Inhalt angeht, jeder bei uns schreibt eigene Texte. Bei mir ist es so, dass ich mich nicht einfach hinsetzen kann und dann einen Text schreibe, ich kann mir das nicht einfach vornehmen. Wenn ich eine Idee habe, entwickelt sich daraus meist ein ganzer Text. Diese idee kommt einfach irgendwie, meistens in irgendwelchen Alltagssituationen, wo man über etwas nachdenkt. Mein Opa hat da mal etwas gesagt, daraus habe ich einen Songtext gebastelt. Aus zwischenmenschlichen Situationen kann man ganz viel machen, das ist alles relativ spontan.
Jonas: Das Leben schmeißt einem da genug vor die Füße.
Timmy: Musikalisch gesehen wird man ja von allem, was man hört irgendwie unbewusst oder auch bewusst beeinflusst, da gibt es einiges.
Ansgar: Wir sind da auch sehr offen geworden in dem, was wir privat hören, und versteifen uns nicht auf irgendeine Musikrichtung so dass wir sagen: "Wir wollen jetzt ein perfektes hardcore Album machen." Das ist garnicht unsere Art. Wir haben viele Einflüsse, probieren viel aus und machen immer wieder neue Sachen, von denen wir selber niemals dachten, dass wir sie je machen würden.
Timmy: Ich habe früher sehr, sehr viel harte Musik gehört. Mittlerweile ist das im Alltag vielleicht sogar ein Stück weit anstrengend, weil man bei solcher Musik aktiv zuhören muss. Ich persönlich stöbere auch gern so auf Spotify und schau einfach mal quer durch die Gegend.

Könnt ihr in diesem Zug gleich noch eine Musikempfehlung abgeben? Was läuft bei euch zurzeit rauf und runter?
Timmy: Bring Me The Horizon.
Timo: Macklemore.
Timmy: The Lumineers.
Jonas: BMTH würde ich auch sagen. Außerdem im Moment viel Nirvana. Ich bin auf den Geschmack gekommen. (;
Julius: Ich hör K.I.Z.
Timo: Sehr mutig, wie du hier zu deinem schlechten Musikgeschmack stehst  (alle lachen).

Durch welche anderen Bands bzw. Musikrichtungen werdet ihr beeinflusst? Was ist euer persönliches musikalisches Markenzeichen?
Timo: Bei uns im Ruhrgebiet gibt es eine riesige Bandszene und die Konzerte, wo diese Bands spielen, klingen einander oft relativ ähnlich, wir selbst schätzen uns von der Art Musik her, die wir machen, noch ein bisschen anders ein. Was das genau ist, lässt sich schwer beschreiben. Im Endeffekt ist es diese Hardcore- Pop- Kombination.
Ansgar: Wir gehen da ein bisschen gegen den Strom, in letzter Zeit hat sich das bei anderen Bands so entwickelt, dass die die Saiten immer etwas tiefer gestimmt haben und alles immer etwas härter gemacht haben. Bei uns ist das auch ein bisschen so, aber wir sind doch in eine andere Richtung gegangen, haben es hier und da ein bisschen höher gestimmt, um etwas eigenes zu machen und gegen den Strom zu schwimmen. Sich von der Masse abzuheben ist gerade im Ruhrgebiet total wichtig.
Timmy: Es ist schon auch ein wenig ironisch mit dem Pop, so mainstreammäßig und so.
Ansgar: Naja, heutzutage ist eher harte Musik Mainstream geworden. Vor zehn Jahren war das anders.
Timmy: Wir machen auch Musik, die eigentlich leicht ins Ohr geht, finde ich. Das empfinde ich immer als angenehm, und da würde ich mich auch gern weiter hinbewegen.
Jonas: Unsere live- Performance ist auch nicht so glattgebügelt wie die von anderen Bands. Wir haben immer noch Ecken und Kanten und haben halt eine Show, die jedes Mal ein bisschen anders ist. Bei vielen Bands hört man heute diese Playbacks, wo im Hintergrund die ganze Zeit gewisse Tracks mitlaufen. Und das machen wir bewusst nicht. Wir wollen eine authentische Live- Show machen, die rüberkommt, als würde wirklich was passieren und nicht, als würde irgendeine Band abgespielt werden.

Unser Blog heißt Burnin' Heart Reports. Was bedeutet euch euer Glaube im Alltag?
Timo: Wir alle studieren derzeit und sind deshalb zuhause ausgezogen, so ging der Weg halt auch ein Stück von der Gemeinde weg. Früher war ich da sehr, sehr viel, jetzt zugegebenermaßen fast garnicht mehr. Ich war da auch in der Jugendarbeit tätig, da das wegfällt, gibt es da jetzt auch nicht den riesen Input. Trotzdem war und ist Glauben für mich etwas, das mir auch in ganz alltäglichen Situationen sehr viel Kraft gibt, besonders bei Dingen, wovor ich Angst habe, dass ich weiß, dass jemand mit mir geht. Ich bin auch gerade vielleicht in so einer Phase, wo ich nicht genau weiß, wie es weitergeht mit dem Glauben, wo ich genau stehe, womöglich eben durch die fehlende Nähe zu einer Gemeinde. Trotzdem ist Glaube immer ein fetter Support.
Julius: Der Meinung bin ich auch, ich finde es immer schwierig, so knapp zu sagen, was Glaube bedeutet, aber so wie Timo würde ich das auch sehen.
Ansgar: Wie ihr schon sagt, es ist schwierig, das so kurz zusammenzufassen. Bei mir ist es so ähnlich wie bei Timo, ich bin zwar in einer anderen Gemeinde aufgewachsen, ich bin katholisch, habe aber nicht mehr sehr viel Kontakt zu dieser Gemeinde. Am Wochenende bin ich zwar da und gehe auch zur Kirche, aber die Gemeinschaft ist nicht wirklich präsent und man wird sozusagen ein "Christ für sich". Manchmal hat man halt noch Freunde, mit denen man sich austauschen kann, aber letztendlich bleibt einem nur die persönliche Beziehung zu Gott. Das ist für mich so der Rückhalt.
Jonas: Ich bin Naturwissenschaftler, ich studiere Physik. Mein Glaube an die Welt, die Natur und an viele wichtige Dinge hilft mir, gewisse Sachen besser zu verstehen und nachzuvollziehen, manche Sachen auch wertzuschätzen, schön zu finden. Das ist wirklich etwas, was man sich als Naturwissenschaftler beibehalten sollte, die Schönheit der Natur zu sehen. Da hilft mir auf jeden Fall mein Glaube.
Timmy: Bei mir ist der Glaube so etwas begleitendes, er lässt Hoffnung schöpfen, aber auch zweifeln, nachdenken und vor allem reflektieren. Es beschäftigt einen halt. Ich könnte mir nicht vorstellen, durch die Welt zu latschen und mich mit nichts zu beschäftigen oder nichts zu denken.

Was wollt ihr unseren Lesern Zum Schluss noch mitgeben, irgendwelche letzten Worte?
Timmy: YOLO. (alle lachen) Seid authentisch in dem was ihr macht und wie ihr euch gebt.
Timo: Ja, sowas wie Authentizität im Leben ist echt wichtig.
Ansgar: Man sollte ehrlich sein. Und man selbst sein. Man sollte nichts nachäffen. Authentizität passt da ganz gut.

Vielen Dank für das Interview!


Als kurzen Vorgeschmack auf das Album, dass die Band gerade aufnimmt, haben wir hier für euch noch ein Preview:

In God We Trust - Album Preview




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